HTW Chur: TBM: Physik

Technische Berufsmatura: Lehrplan Physik

Kompetenzen

Die Studierenden sollen im Physikunterricht einerseits auf die Anforderungen des Fachhochschulstudiums vorbereitet werden, andererseits wichtige Kompetenzen für ihre Berufstätigkeit und als Bürger in der Gesellschaft erwerben. Sie sollen insbesondere die Fähigkeit zu einem sachlich gestützen Urteil in naturwissenschaftlichen Fragestellungen erwerben, welche die Gesellschaft bewegen. Die Urteilskompetenz setzt voraus, dass auch Fähigkeit zur Analyse von Sachverhalten und Zusammenhängen vorhanden ist. Gleichzeitig wird grosser Wert auf den adäquaten Gebrauch der Sprache (Muttersprache, Fremdsprache) zum Formulieren von Ideen und Gegebenheiten gelegt.

Didaktische Grundsätze

Zum Aufbau der oben genannten Kompetenzen sind einerseits Wissen, andererseits operative Fähigkeiten nötig. Daher werden unterschiedliche didaktische Formen, vom Unterrichtsvortrag über das Lehrgespräch bis zu Gruppen-, Partner und Einzelarbeit je nach sachlicher und lernpraktischer Anforderung eingesetzt. Der Erwerb von Fähigkeiten ist nicht auf theoretische Bereich beschränkt. Unterricht in Physik als Naturwissenschaft und Grundlage der Technik bietet vielfältige Möglichkeiten, auch praktische Erfahrungen zu machen. Neben Unterrichtsversuchen sind insbesondere eigene Tätigkeiten im Labor vorgesehen, um auch die taktilen Fertigkeiten zu schulen, die Problematik von Theorie und Praxis wahrzunehmen und mit Fehlern beim Messen und Beobachten umgehen zu können.
Ein wesentlicher Grundsatz unseres Physikunterrichts ist das Energieträgerprinzip. Der Aufbau wird nicht gemäss den klassischen Kapiteln in herkömmlicher Weise gemacht. Vielmehr wird auf das Prinzip der strömenden Mengengrössen zurückgegriffen, welche je nach der Grösse des Potentials Energie an sich gebunden haben, und die als Erhaltungsgrössen gelten. So drängt sich die Einführung in die Grundlagen der Physik an Hand der Hydraulik als anschauliches Kapitel mit dem Volumen als Grundgrösse und dem Druck als Potential auf. Direkt darauf aufbauend folgt die Elektrizitätslehre, in der die elektrische Ladung die mengenartige Grösse ist und deren Strom die Energie transprotiert. Erst dann wird der Einstieg in die Mechanik mit dem Impuls als Grundgrösse gemacht. Zum Schluss des Kurses werden die genannten Prinzipien auf die Wärmelehre übertragen.

Lernziele

Kenntnisse
* Elementare Sachverhalte und Prozesse und wichtige technische Anwendungen kennen sowie die zu ihrer Beschreibung notwendigen Terminologie verfügen
* Die Elemente der physikalischen Arbeitsweise kennen
* Grundgrössen sowie eine Anzahl abgeleiteter Grössen und ihre Einheiten, die dazugehörigen Messmethoden und Messgeräte kennen
Fertigkeiten
* Physikalische Sachverhalte und ihren Bezug zur technischen Anwendung in eigene Worte fassen können
* Physikalische Zusammenhänge grafisch und mathematisch darstellen können
* Analogien erkennen
* Probleme erfassen, formulieren, analysieren und in ausgewählten Fällen numerisch bzw. grafisch korrekt lösen können
* Experimente auswerten und die Resultate richtig interpretieren können
Haltungen
* Interesse und Verständnis für die Natur und Technik aufbringen
* Hypothesen, Modellen und Theorien aus eigener oder fremder Quelle mit sachlich kritischer Haltung begegnen

Interdisziplinarität

Physik ist in besonderer Weise für inter- und transdiszipliären Unterricht geeignet. So werden z.B. die Methoden der Mathematik zur Lösung von Problemen extensiv genutzt. Dies soll hier aber nicht dazu führen, dass der Physikunterricht zu einem zweiten Mathematikunterricht wird, vielmehr werden durch Absprache und Zusammenarbeit die mathematischen Lösungsprobleme der Physik an den Mathematikunterricht abgegeben.
Physik als Grundlage der Technik hat eine besondere Bedeutung für die Anwendungen im beruflichen Umfeld und in Geräten und Verfahren, welche uns den Lebensalltag erleichtern. Die Vorteile der Technik einerseits aber auch die nachteiligen Folgen für Umwelt und Gesellschaft andererseits werden an geeigneten Stellen des Unterrichts (z.B. bei Labor- und Projektarbeiten) thematisiert.

Unterrichtsorganisation

Der Kurs umfasst 120 Lektionen. Diese gegenüber dem Rahmenlehrplan für die Berufsmatura reduzierte Lektionenzahl berücksichtigt, dass die Studieerenden, welche einen Lehrabschluss haben, ein Grundwissen Physik aus der vorbildenden Schulstufe mitbringen. Umfang und Inhalt der erwarteten Vorbildung werden in einem eigenen Dokument festgelegt.

Lehr- und Hilfsmittel

Borer, u.a.: Physik - Ein systemdynamischer Zugang für die Sekundarstufe II, Sauerländer-Verlag, Aarau, 1. Aufl., 1999
Arbeits- und Aufgabenblätter werden nach Bedarf abgegeben.

Leistungsbeurteilung

Die Leistung der Studierenden wird mit je zwei schriftlichen Prüfungen pro Semester beurteilt. Die Semsterprüfungen dauern je 60 Minuten. Erlaubte Hilfsmittel sind ein Tachenrechner. Formelsammlungen sind nicht zugelassen. Labor- und Projektarbeiten dienen dem Erwerb von neuen Kompetenzen. Auch das Scheitern sollte zugelassen sein. Somit ist eine summative Beurteilung dieser Arbeiten nicht sinnvoll. Es wird aber Feedback gegeben, welcher die persönliche Entwicklung und eine relative Einstufung bei den Beurteilten zulässt.
Der Lehrgang wird mit der schriftlichen Berufsmaturaprüfung abgeschlossen. Sie dauert 90 Minuten. Als Hilfsmittel sind ein Taschenrechner und eine von der Schule bereitgestellte Formelsammlung zugelassen.

25.9.2002 kn